Nach einem extrem stressigen Sommersemester möchte ich ein kleines Update geben, was ich im letzten Jahr genäht habe. Auch wenn das Semester stressig war, etwas Zeit zum Nähen habe ich doch hier und da abgezweigt. Der Großteil der Projekte entstand aber während der Semesterferien.
1850iger Ensemble
Die Unterwäsche für grob viktorianische Kleidung hatte ich ja schon. Etwas zu spät, und ich werde bestimmt ein passendes Korset machen, aber nicht in absehbarer Zeit, Studium, ne. Deshalb muss die Unterwäsche 1890 ausreichen.
Ich habe mit einem Reifrock in der korrekten Glockenform angefangen. Diesen habe ich zweimal gemacht, das erste Ergebnis sah unter einem Rock zwar ok aus, es aber mich hätte beim Tragen immer gestört, dass der Reifrock eine komische Form hat, also habe ich vieles wieder aufgetrennt und neu gemacht. Nach PriorAttires Anleitung habe ich dann alles neu genäht, und das hat geklappt. Hier ist das Ergebnis:

Der Rock zu dem Projekt existierte schon, deshalb benötigte ich nur eine Bluse, eine Jacke und einen Unterrock. Auf dem folgenden Bild sieht man die weiße Bluse, aus Baumwollstoff, und den grünen Ünterrock, auch aus Baumwolle.

Die Jacke aus Samt habe ich nach diesem Reisetaille-Schnittmuster genäht, ich habe einige Details wie die Dekoration geändert.

Ich bin mit dem Gesamtensemble zufrieden, auch wenn es ein paar Macken hat – der eine Ärmel der Jacke ist leicht verdreht eingesetzt und die Samts sind verschieden (aus Pandemiegründen, den Samt vom Rock gibt es nämlich nur im Karstadt, und das war monatelang geschlossen). Tragen konnte ich das Kostüm noch nicht, aber es eignet sich sehr für das WGT. Wenn dieses das nächste Mal stattfindet, dann mache ich noch einen passenden Hut.

Gothic-Ensemble aus Rock, Korsett und geänderter Jacke.
Ich hatte vor einiger Zeit ein altes Kleid aus Polyester-Taft auseinander genommen. Ich wollte etwas neues draus machen, also habe ich einen Fishtail-Rock genäht. Dann habe ich aus Stoffresten ein Korsett gemacht (nach dem gleichen Schnittmuster wie dieses 1890er-Korsett) und es führte eins zum anderen, ich habe noch einen alten Bolero etwas geflickt und geändert, Accessoires gemacht und voila, ein völlig neues Outfit! Das hatte ich an Halloween tatsächlich auch mal an.


Was kleines leichtes für zwischendurch: Leinen/Baumwollrock in blau

Ich hatte diesen Rock schon einmal gemacht, in braun, und da ich diesen Rock sehr gern trage und es zufällig den tollen Stoff auch noch in blau gab, habe ich den Rock einfach kopiert. Das Schnittmuster habe ich selbst gezeichnet, es sind prinzipiell nur Trapeze und Rechtecke.
Natürlich trage ich diesen Rock recht häufig, sonst habe ich nämlich so gut wie keine Alltagsklamotten genäht!
Regency Morgenkleid
Ich hatte dieses Kleid im Vorfeld schon fertig, war aber insgesamt nicht damit zufrieden. Es ist wirklich eine alte Ikea-Bettwäsche (Druck nach einem Design aus dem 18. Jahrhundert, das passt also schon), aber die erste Version dieses Kleides wirkte, nun ja, wie Bettwäsche. Es war auch ein bisschen zu kurz geraten. Also habe ich es über den Sommer neu gemacht. Dabei habe ich die Bettwäsche-Qualitäten des Stoffs angenommen und ein Morgenkleid aus Patterns of Fashion 1 als Vorbild genommen. Jetzt ist das Kleid nicht nur lang genug, es wirkt auch sinnvoll!



Ensemble 1890er weinrot
Das war das große Nähprojekt von 2021. Die passende Unterwäsche gibt es ja schon, und dan habe ich diesen wunderschönen weinroten Baumwollstoff über einen Instasale bekommen, gerade genug für einen Rock (ok, eigentlich gerade 50 cm zu wenig, aber ich habe das Schnittmuster ein bisschen geändert) und etwas Dekoration. Den Rock habe ich versucht nach originalen Techniken zu machen, deshalb auch das Samtband am Saum, das Futter aus Baumwolle und der Taft innen im Saum, der den Tarlatan (Gaze) ersetzen soll (auch diese war wegen der Pandemie nicht zu bekommen).

Innenseite des Rocks, mit der Baumwollfutter, dem Taft und dem Baumwollband. Da ist sehr viel hangenäht, was nicht nur lang gedauert hat, es war auch nicht gut für meine Finger!
Weiterhin habe ich eine neue Bluse, eine Jacke, die ich schon einmal gemacht hatte (zu sehen bei der Unterwäsche 1890), und einen Hut dazu gemacht. (Strohhutbasen sind komischerweise in der Pandemie super gut erhältlich.) Mit der Jacke bin ich nicht ganz zufrieden, diese hätte ein Zwischenfutter gebraucht, um ihr etwas mehr Form zu verleihen. Ich habe Wollreste für die Jacke verwendet.


Hier hatte ich auch endlich Verwendung für die antike Spitze, die ich schon ewig aufbewahrt habe. Diese ist von Hand mit Seidengarn angenäht, damit ich sie, falls ich den Rock waschen muss, entfernen könnte – Tests haben aber ergeben, dass die Spitze gut waschbar ist.
Ich bin mit dem weinroten Ensemble sehr zufrieden! Ich mag es sehr gern tragen und habe auch ein Video damit gemacht: Stephanie Sews: Getting dressed in 1895, but backwards.
Ein fotoloses Projekt habe ich noch: Für das MPS habe ich ein einfaches Fantasy/Mittelalter Überkleid genäht. Das MPS war recht spontan, da ich wegen der Corona-Lage nie wusste, was jetzt wie stattfindet.
Insgesamt war 2021 nicht das produktivste Nähjahr. Das liegt zum einen an meiner Studienwahl (Medieninformatik), zum anderen an Zeitmangel und ein bisschen auch an Ideenmangel. Wenn ich keine Veranstaltungen habe, auf denen ich meine Werke tragen könnte, macht es auch nicht so viel Spaß, etwas zu entwerfen und zu nähen. Allerdings wird durch das weniger Nähen die Qualität der Ergebnisse besser. Der weinrote Rock zum Beispiel ist technisch schon sehr gut geworden!
Pläne für das kommende Jahr habe ich wenige. Ich habe bei Ikea ein paar Vorhänge erstanden, die ein Regency-Kleid werden sollen und möchte ein paar meiner älteren Werke ändern, aber große Projekte habe ich nicht geplant.