Ledergebundenes Notizbuch mit Namen
Wie angekündigt beginnt hier der Blogeintrag zum Weihnachtsgeschenk. Da das erste Exemplar schon verschenkt ist gibt es Bilder vom fertigen Produkt erst am Schluss oben eingefügt. Also, das tolle Weihnachtsgeschenk war ein in Leder gebundenes Notizbuch mit einem erhabenen, nicht geprägtem, Schriftzug. Es ist ein kleines Format, am Ende 17 x 12,5 cm groß und 2 cm dick.
Was brauche ich alles?
- Buchbinderleim. Wenn man das Geld für ein kleines Gebinde nicht ausgeben will kann man auch ganz prima Ponal Holzleim nehmen.
- Pinsel
- Lineal
- Skalpell
- Schere
- wenn verfügbar eine Pappschere, da Pappe mit der Schere schneiden fast unmöglich ist.
- ein Falzbein
- einen kleinen Streifen Pappe, 8 cmm breit.
- Buchblock. Das ist ein bisschen geschummelt, ein richtiger Buchbinder heftet die Lagen eigentlicht mit Hand, aber mir fehlen leider für das Anfertigen eines Buchblockes die richtigen Werkzeuge. Deshalb gekauft. Einen fertigen Buchblock bekommt man z.B. hier.
- Pappe, 2 mm dick, am besten Graupappe.
- dünne Pappe, in meinem Fall Grafikkarton.
- ein Stück Packpapier.
- Leder. Lederreste vom Mittelaltermarkt gehen NICHT, die sind zu dick und zu ungleichmäßig. In dem Fall habe ich das Geld in die Hand genommen und hier ein Fell bestellt. Aus diesem Fell kriege ich mindestens vier Notizbücher raus. Wer es vegan mag kann Kunstleder probieren, aber da kann ich nicht garantieren, dass die Buchstaben sich schön herausarbeiten lassen.
- zwei Bretter, Löschkarton und Folie.
- etwas zum Beschweren, z.B. ein Lexikon. Ich benutze dazu historische Bügeleisen.
- ein Stück Filz.
- Zeitung oder anderes Papier zum unterlegen.
- zwei Blätter normales Druckerpapier.
- schwarzen Karton.
- optional Kapitalband und Leseband.
- Geduld.
Der Anfang ist leicht. Der Buchblock an sich ist ja schon fertig.

Als nächstes kommt die Buchdecke. Zuerst muss man wissen, dass Papier und Pappe herstellungsbedingt eine Laufrichtung hat, also sich die Papierfasern parallel zur Maschinenrichtung ausrichten. Kreuzt man diese Laufrichtung miteinander, kann es sein, dass sich der Bucheinband verzieht. Daher muss alles zugeschnittene Material mit der Laufrichtung parallel zum Buchrücken verarbeitet werden. Bei Pappe kann man in der Regel die Laufrichtung sehen.
Für die eigentliche Decke misst man den Buchblock genau aus: 12 x 16,5 cm und 1,9 cm dick. Der Pappstreifen mit 8 mm Dicke ist der Falz, also der Teil, in dem der Buchblock beweglich sein muss. Den muss ich von der Breite des Buchblockes abziehen, dazu addieren muss ich aber die Kante, die der Einband haben soll. Also: 12-0,8+0,3 cm = 11,5 cm. In der Höhe muss ich oben und unten diese Kante addieren, also: 16,5+0,3+0,3 cm = 17,1 cm. Dann brauche ich noch einen Streifen von dem dünnen Grafikkarton für den Buchrücken. Der Buchrücken ist 1,9 cm dick, ich schneide den Streifen aber auf 2 x 17,1 cm, um 1 mm Spielraum in der Dicke für beispielsweise die Buchdeckel zu haben. Aus dem Packpapier mache ich einen 17,1 cm hohen Streifen, der mindestens 2 cm auf die Buchdeckel greift und den Buchrücken und den Falz umfasst. Ich habe ca. 8 cm Breite genommen.
Also schneide ich zu:
- 2x Pappe 11,5 x 17,1 cm
- 1x Buchrücken aus dünner Pappe 2 cm x 17,1 cm
- 1x Packpapier 8 x 17,1 cm
Daraus setze ich die Decke zusammen. Ich habe das Zuschneiden und Zusammenfügen in der Galerie gemacht und deshalb leider keine Bilder. Ich verweise an der Stelle an diese tolle Anleitung, die die Buchdecke genauso macht wie ich!
Hat man nun alle Teile passend geschnitten, dann kann man das Packpapier dünn aber gleichmäßig mit Leim bestreichen. Nach kurzer Quellzeit (eine halbe Minute reicht hier vollkommen) legt man die Rückeneinlage mittig auf den Packpapierstreifen, wobei man am unteren Ende Kante auf Kante legt. Als nächstes legt man den einen Deckel an der unteren Kante etwa 8 bis 9 mm von der Rückeneinlage entfernt an. Der zweite Deckel wird gegenüber in der selben Weise angesetzt. Dabei soll der Abstand eher etwas größer sein, als zu klein, denn ist der Abstand zu klein, dann läßt sich das Buch später nur schwer öffnen.*
Es ist eine andere Einbandart, aber die Buchdecke ist bei beiden gleich. Ich nutze das Lineal auch, um die Teile der Decke an einer Oberseite anzulegen, damit auch wirklich alles rechtwinklig wird. Zum Absetzen der Deckel benutze ich den 8 mm-Pappstreifen, den ich einfach dazwischenlege. Die Buchdecke muss ein bisschen antrocknen, bevor ich sie anprobieren kann.
Das Ergebnis sieht dann so aus:

Bei meiner Decke habe ich die Rückeneinlage scharf mit dem Falzbein nachgearbeitet, deshalb sieht man die Rückeneinlage umso besser. Anprobieren… passt?
Der nächste Schritt sind die Buchstaben für die Buchdecke. Das kommt dann in Teil II!
Heute folgt Teil II, diesmal mit viel mehr Bildern. Hauptsächlich geht es um das Beziehen der Decke mit Leder.
Ich hatte die Decke ja schon fertig und anprobiert. Jetzt kommen die Buchstaben für den Namenszug:
Schritt 1: Gewünschte Schriftart aussuchen und in Schriftgröße 96 ausdrucken. Diese Buchstaben dann mit dem Skalpell ausschneiden.

Schritt 2: Das Blatt wie eine Schablone verwenden und die Buchstaben auf die gleiche Pappe wie ich sie für den Buchrücken verwendet habe aufzeichnen. Ich habe noch ein wenig nachgebessert, da z.B. das S nicht zu schmal sein darf, sonst reißt es ein.

Schritt 3: Buchstaben auf die Buchdecke kleben. Hier habe ich einfach eine Linealbreite von den Kanten angezeichnet und die alte Schablone aus Papier nochmal nachgezeichnet. So bekomme ich die der Schriftart entsprechenden Abstände zwischen den Buchstaben am leichtesten reproduziert. Angeklebt habe ich die Buchstaben mit einfachem Bastelkleber für Kinder, der klebt nach dem Andrücken ganz gut, ist lange korrigierbar und bildet keine Leimklumpen oder ähnliches, was sich durch das Leder anzeichnen könnte. Buchbinderleim, dünn aufgetragen, geht aber genauso gut.

Hier habe ich tatsächlich eine Nacht Pause eingelegt, da die Buchstaben gut antrocknen sollen und der nächste Teil am besten am Stück gemacht wird.
Buchdecke mit Leder beziehen
Zunächst brauche ich einen passenden Ledernutzen: Dazu habe ich einfach meine Buchdecke so auf dem Leder positioniert, das der Rücken vom Tier, gut sichtbar an dem hellen Streifen, ungefähr auf dem Buchrücken liegt. (Der Rücken ist bei meinem Stück ziemlich krumm, beim Weihnachtsgeschenk hat es perfekt gepasst.) Einen Fehler (oder eine Narbe?) im Leder verwende ich mit, schiebe das aber an den Rand. Eine Linealbreite (ca. 1,2 cm) ringsum als Umschlag habe ich hier schon dazu gezeichnet. Leder kann man einfach mit der Schere schneiden.

Bei Leder wird niemals das Leder angeschmiert, sondern immer die Buchdecke. Das kommt hier besonders praktisch, da ich ja die Buchstaben herausarbeiten will. Deshalb schmiere ich auch zuerst nur den Buchdeckel mit den Buchstaben ab, das gibt mir Zeit, die Buchstaben zu bearbeiten.

Die Decke wird dann einfach entlang der Kulistriche auf den Ledernutzen gelegt. Umdrehen und anstreichen, dann die Buchstaben mit dem Falzbeim herausarbeiten:

Ist das zur Zufriedenheit erledigt kann der Schriftzug auf das Stück Filz gelegt werden, dann zwischen die Bretter und dann beschwert werden. Es reicht, wenn alles ein wenig antrocknen kann. Kaffeepause!
Weiter geht es mit der anderen Hälfte der Decke:

Den Buchrücken samt Packpapier mit anschmieren und den Buchrücken und die Deckelkanten sauber mit dem Falzbein herausarbeiten. Umdrehen und anstreichen.
Das Ergebnis sieht dann so aus:

Eingezogene Ecken
Lederbände haben sogenannte eingezogene Ecken. Ich hoffe, ich bekomme halbwegs gut erklärt wie das geht, eigentlich muss man das mal vorgemacht bekommen.
Schritt 1: Abschneiden der Ecke mit etwa einer Pappstärke Überstand.

Schritt 2: Anschmieren des Umschlags. Hier ist mehr Leim ganz gut, ich will das Leder beweglich und viel Zeit zum Arbeiten.

Ich falte die Umschläge erst nach oben, wenn ich die Ecke durch drücken und schieben zurecht gefaltet habe. Falten in den Umschlägen werden auf den Längsseiten verteilt, feuchtes Leder ist da sehr willig.
Eine Ecke sieht dann so aus:

Uff. Umschläge und Lederecken gemacht.
Ausgleich und Verzieren des Buchblocks

Mit Ausgleich meine ich ein Stück schwarzen Karton, dessen Dicke in etwa der des Leders entspricht. Ich klebe den einmal als Gegenzug zum Leder ein, aber auch, um eine möglichst ebene Fläche für das Vorsatzblatt zum Ankleben zu erhalten. Macht man das nicht zeichnen sich die Umschläge unter dem Vorsatzblatt ab. Ich nehme schwarz, weil das Leder schwarz ist und sich so fast gar nicht mehr unter dem hellen Vorsatz abzeichnen wird. Ideal wäre es, würde der Ausgleich an allen Seiten bis ans Leder gehen. Mit einer kleinen Lücke funktioniert es aber genauso gut. Der Ausgleich darf innen an der Buchdeckelkante nicht in den Falz hineinreichen.
Einen schmalen Streifen Leder, 2 cm breit und ca. 15 cm hoch, habe ich aus einem Rest vom Leder ausgeschnitten. Diesen klebe ich innen auf den Buchrücken. Hier gleicht das Leder den Umschlag perfekt aus und der Buchrücken bleibt beweglich.
Damit ist die Decke eigentlich fertig. Ich lege sie auf mein Stück Filz zwischen die Bretter und lasse sie gut durchtrocknen.

Während die Decke trocknet verziere ich den Buchblock. Dieser Schritt ist optional, ein Buchblock funktioniert auch ohne Kapitalband und Lesebändchen, aber ich finde, wenn ich schon echtes Leder verwende und alles schick mache, dann kann das Buch auch bis zum Schluss schick sein.

Beides wird recht schlicht mit etwas Leim am Buchrück befestigt, zuerst das Lesebändchen am Kopf und darauf das Kapitalband. Etwas Leim auf die Enden des Kapitalbands tupfen, das verhindert ausfransen.

Jetzt befinde ich mich in einer allgemeinen Trockenphase. Da die Decke eine Da die Decke eine ganze Weile trocknen muss, am besten über Nacht, geht es im dritten Teil weiter.
Der letzte Teil ist schnell erklärt:

Der Buchblock wird in die Deck positioniert, dann wird die Buchdecke flach ausgelegt. Ein Stück Druckerpapier – Zeitung geht nicht, da die Druckerschwärze abfärben kann – wird unter das Vorsatzblatt geschoben. Das Vorsatzblatt anschmieren, Buchdecke zuklappen und Löschkarton und ein Stück Folie einlegen. Die Folie schützt den Buchblock vor Feuchtigkeit und wird dementsprechend auf der Buchblockseite unter den Löschkarton geschoben. Mit dem anderen Buchdeckel wiederholen.

Dan wird das Buch wieder über Nacht gut beschwert. Die Seite mit dem Namen kommt wieder auf ein Stück Filz.



Insgesamt ein aufwendiges Projekt. Wenn man nicht ohnehin schon einiges an Werkzeug da hat wird es auch schnell ziemlich teuer. Die Stunden, die man für das Ausschneiden des Namenszuges braucht, kann man einsparen, indem man den Namenszug einfach weg lässt. (Ich habe Überlegungen gestartet, die Buchstaben 3D-drucken zu lassen, aber das ist noch nicht spruchreif.) Aber die tolle Haptik der Buchstaben unter dem Leder wiegt die Zeit um einiges auf!